Als Marco fragte, ob wir am Freitagabend wieder „Grill-Will“ hätten, dachten wir zuerst, dass das evtl. diesmal nicht ganz so geschickt wäre, da wir ja noch packen mussten und so. Aber er meinte, er habe schon selbst gemachten Gurkensalat vorbereitet und Chicken Wings mariniert, wer konnte da schon nein sagen. Und wirklich, Marco hatte sich diesmal mächtig ins Zeug gelegt! Pinkt 19 Uhr meldete er sich, das Feuer sei schon an. Ich war noch unter der Dusche, daher ging Micha schonmal runter, um zu signalisieren, dass wir’s nicht vergessen hätten. Ich hatte Marco am Morgen noch gebeten, mir doch vielleicht 2-3 kleinere Ableger von Aloepflanzen zu besorgen, da ich befürchtete, das Riesending, das echt prachtvoll aussah und das er mir zuerst ausgebuddelt hatte, nicht in meinem Handgepäck verstaut zu bekommen. Als wir vom Testen zurückkamen, fand ich diese total liebevoll verpackt so auf unserem Tisch liegen vor. Das hat mich echt berührt, muss ich sagen.

Wir hatten für Marco in Las Americas ne coole Cap besorgt, unsere ganzen, nicht aufgebrauchten Lebensmittel zusammengepackt und ihm noch, zusammen mit etwas Trinkgeld (für den 1A Service), ne nette Karte überreicht. Er meinte dann: „Geschenke bitte erst zum Schluss“. Sogar nen leckeren Wein hatte er besorgt. Diesmal waren auch wir besser vorbereitet und steuerten nen mallorquinischen Schokoladenkuchen, kleine kanarische Kartöffelchen und einen Aufstrich bei. Das junge Pärchen aus Berlin brachte noch Fisch und selbstgemachtes Paprika-Letscho mit, also wieder mal richtig was fürs Hüftgold. Eine junge Dame aus Tschechien, die hier spanisch studiert, war auch noch mit von der Partie, so dass wir auch diesmal gerade noch „legal“ unterwegs waren. Ich meinte später zu Micha, dass ich mich wundere, irgendwie überhaupt noch nicht müde zu sein, trotz dann doch vorgerückter Stunde (es waren halt auch Mega interessante Gespräche). Micha meinte nur, das könne eventuell aber auch ein minikleinesbisschen an dem Zigarettenrauch gelegen haben, den Simon (Name geändert) mir öfter ins Gesicht geblasen hätte. Hatte mich schon gewundert, dass die Zigarette ein bissle komisch aussah und der Rauch auch etwas seltsam roch. Dass das aber wohl Cannabis war, was der da geraucht hat, darauf wär ich – brav und behütet aufgewachsen wie ich nun mal bin – nie gekommen 😉 Marco erzählte uns dann auch interessante Geschichten darüber, wie das während des strengen Lockdowns in El Salto so war. Ich muss zugeben, der kanarische war strenger als bei uns, was mich ausnahmsweise mal ein bisschen positiver über unsere deutsche Maßnahmen-Wirtschaft denken ließ, nach dem Motto: Es scheint offensichtlich noch krasser zu gehen…

O -Ton Marco: „Ich bin da einmal nur kurz mit dem Bike nach Chimiche hochgefahren, irgendwas musste ja machen, sonst wirste noch verrückt. Ok, ich hab mich da oben dann vielleicht bissle zu gut sichtbar auf nen Felsen gesetzt und hab eine geraucht. Da sind welche vom THW vorbeigefahren und haben angehalten. Dann haben die gesagt: Que dal? (wie geht’s) Und ich hab dann gesagt: Muy bien (sehr gut)!“ Zwei der wenigen Sätze, die Marco auf Spanisch aus dem FF draufhat, wie er selbst offen zugibt. „Dann hamse gefragt, was ich da mach, hab denen dann gezeigt, dass ich eine rauche. Wo ich wohne, wollten se noch wissen. Da hab ich gesagt: Da unten in El Salto. Dann hamse mit dem Finger so ne schnelle Wischbewegung den Berg runter gemacht und dabei so richtig scharf gepfiffen. Da wusste ich, jetzt aber nix wie weg hier, sonst musste gleich noch Strafe zahlen. Denn man durfte eigentlich nur zur Apotheke, zum Supermarkt, zum Arzt und mit dem Hund Gassi gehen. Ich hatte aber keinen Hund, kein Rezept und auch keinen Kassenzettel dabei, also bin ich dann lieber mal schnell abgedüst, sonst wär das richtig teuer geworden“.


Als alles aufgegessen war und wir so interessante Fakten wie, dass wenn man nen Hund auf ne Insel mitnimmt, auf der man Urlaub macht, den auch ne zeitlang in Quarantäne halten muss, damit ansteckende Tierkrankheiten sich nicht auf einer Insel wie z.B. Japan ausbreiten können, verabschiedeten wir uns schweren Herzens von einer unserer besten Grillparties ever.
Marco brachte mir dann noch extra was von seiner Spezialgewürzmischung für Hähnchenbeine vorbei, liebevoll in nem Glas abgefüllt. Mensch Marco! Die enthalte ne besondere Zutat, die es nur hier gebe, aber er sage nicht, was das sei. Das wolle man dann auch ,lieber nicht so genau wissen, meinte Rike.

Alfonso, dieser Bengel, tippte ja auf Cannabis. Quatsch, der Marco weiss ja, dass ich auch so gut genug drauf bin, mit Cannabis wär das sicher manchmal vielleicht sogar‘n Ticken too much 😉

Hier vielleicht noch ein Wörtchen zur Sicherheit: Also Marco zum Beispiel, der ja keinen Führerschein hat, ist so gut wie immer auf der Finca. Die anderen Gäste waren allesamt auch alle keine Partylöwen, abgesehen davon, dass das auf Teneriffa momentan eh nicht erlaubt ist, da sogar der landestypische Fasching abgesagt wurde, was den Canarios sonst total heilig ist. Wer also auch nur mit dem Gedanken spielen sollte, wir könnten dazu beigetragen haben, was ganz „Gefährliches“ mitzubringen, dem sei gesagt, dass wir in El Salto mit Sicherheit deutlich weniger Ansteckungsrisiko ausgesetzt waren, als das in Deutschland der Fall gewesen wäre. Alle Gäste waren zudem vor nicht allzu langer Zeit negativ getestet worden und da sich diese kuriose „Finca-Family“ bestens verstand, gab’s auch wenig Bedarf an Aussenkontakten. Vielleicht noch die paar Kontakte beim Einkaufen im Mercadona (was man zuhause ja allerdings auch muss), doch mit der interessanten „Einkaufswagen-Andersrum-Hinstellen-Methode“ dürfte es dort eventuell sogar sicherer als anderswo gewesen sein 🙂 Ich sagte zu Micha alias Alfonso (langsam muss ich vielleicht doch wieder umstellen, sonst bleibt er bei seinem geliebten Electronic Banking Team womöglich für immer Alfonso, dass ich selten einen Urlaub so genossen hätte. Unter anderem vielleicht deshalb, weil das Ganze doch nen leicht „verbotenen“ Touch hatte. Und wer mich kennt, der weiß, dass ich es aus der Revoluzzer-Phase, die mit der Pubertät begann, praktisch nie mehr so ganz wieder raus geschafft habe 😉 Das wird, laut Paul auch ziemlich sicher nicht mehr passieren, da bräuchte ich erst gar nicht drauf hoffen. Er ist immerhin 57 und muss es wissen. Manche Menschen werden das halt praktisch nie ganz los, doch Vernünftige Leute gibt es ja schon zu Genüge. Und genau solche Leute wie wir, haben doch die Aufgabe, das Leben der Supervernünftigen ein bisschen interessanter zu machen. Oder etwa nicht?

Ich denke, seine Frau würde das sofort bestätigen. Doch so lange er dermaßen genial kocht, nimmt sie ihm das sicher nicht übel. Er gab mir noch den heissen Tipp: „Wenn jemand fragt, wie’s denn war, dann sachste einfach, ganz furchtbar!“. Dadurch, dass Spanien, als wir Ende Januar starteten, noch als Hochinszidenz Dingsda galt und allgemein vor dem Reisen nicht nur gewarnt, sondern sogar ganz ganz dringend abgeraten wurde, kam man sich einfach ein wenig so vor, als wäre man aus der Ex-DDR abgehauen. Nur, dass man glücklicherweise wieder ein Rückreisevisum in Form eines Schnelltests bekam. Aber ein kleines bisschen interessanter war’s dadurch tatsächlich. Doch ich bin ja ein ehrlicher Mensch und durchaus auch verantwortungsbewusst, darum verrate ich euch jetzt was, ganz unter uns:
DIESER TRIP WAR STEIL ABER GEIL!
Der absolut krönende Abschluss kam dann allerdings erst noch am nächsten Tag – und zwar auf dem Flughafen. A-a-a-lter ….. !!! DAS war vielleicht ne spannende Angelegenheit, kann ich euch sagen …