Gran Canaria 2023

Und dann bin ich abgestürzt …

Alfonso meinte letztens, ich soll mir doch zur Abwechslung mal etwas spannendere Beitragstitel überlegen, nachdem sein Papa ihn gefragt hatte, ob „Salomo“ nun sein zweiter Spitzname sei 😉 Also: Ich lebe noch, puh!

Doch die vorletzte Tour hatte durchaus Absturz Potential, ohne Witz! Der Start war ja noch relativ sanft. Auf dem Wegweiser stand zwar, es handle sich um eine „sehr anspruchsvolle Route“, doch dem hielten wir uns, selbst als Flachland-Tiroler, für durchaus gewachsen. Wir sind ja nicht aus Zucker, ne? Aber weiter oben wurde es immer schwieriger und irgendwann …uiiiiii …schließlich zur reinen Kletterei 😱 Da tauchten auch plötzlich wieder diese berüchtigten Ösen fürs Kletterseil auf. Und ich wusste, Alfonso hat immer noch keins im Rucksack. Am besten ich schaute nicht groß weiter nach vorn – maximal 2 Meter – und überlegte auch bloß keinesfalls, wie ich das irgendwo weiter vorne meistern sollte. Einfach weiter kraxeln und immer schön auf Hände und Füße gucken. Wenn diese berüchtigten Ösen auftauchen, dann weißt du, es wäre besser gewesen, vorher nochmal kurz in die Kakteen zu gehen, denn da könntest beim Blick nach oben schon ab und zu mal bisschen die Hosen voll kriegen. Der Blick nach unten verbietet sich sowieso von selbst. Einmal tat ich‘s trotzdem ganz kurz und bereute es sofort. Denn ich habe Sachen gesehen, die ich lieber nicht gesehen hätte. Dass es da schräg neben mir nämlich voll steil nach unten ging und zwar – auf Geröll. Äußerst slippery, Null Busch zum Festhalten oder Abfangen. Wer da rutscht, der rutscht… und zwar richtig! Und nicht nur ein paar Meter weit. Also diesen Anblick möglichst schnell wieder ausgeblendet, ,ausschließlich nach vorn fokussierte, Daumen in die Öse „eingeöst“ und mit nem Ruck nach oben, während dir der Rucksack fast ins Genick rutscht. Auf vorherigen Touren hatten wir auch mal ab und zu ein paar Kletterstellen, aber da waren die Steine fast stufenartig angelegt und gut zu handeln. Aber das hier…Abenteueeeer!!! Was war ich froh an meinen gut profilierten Adidas Terrex Schuhen, die einzigen, in die ich mit meinem linken Hallux reinpasse:)

Zwischendurch hab ich kurz gebetet, dass es nicht noch schlimmer kommt, obwohl es gefühlt nicht mehr viel schlimmer hätte kommen können. Ich halte mich ja für eher unerschrocken. Selbst wenn man die paar Prozent abzieht, die sich aus der Differenz meiner Aussenwirkung und der tatsächlichen Realität ergeben, bin ich das dann glaube ich im Grunde auch. Aber hier traute mir der gute Alfonso schon immens was zu. Okay, er hatte das wahrscheinlich so auch nicht ganz eingeplant, aber was sollte ich machen? War jetzt mittendrin und zurück war absolut keine Option mehr! Da gehen einem dann so Gedanken durch den Kopf wie: „Gott sei Dank sind die Kinder nicht dabei“. Obwohl die inzwischen alle über 18 sind. Oder, dass ich es mir jetzt auf KEINEN FALL leisten kann, abzustürzen. Stattdessen auf JEDEN FALL das HANDY wieder heil runterzubringen, weil sonst ja keiner meine tollen Fotos mehr sieht 🤣 Schlüssig oder?

Schlank sein ist hier Voraussetzung

Außerdem könnte ich dann auch niemandem mehr erzählen, wie krass das hier war. Weiter ging mir durch den Kopf, dass es ebenfalls ziemlich ungünstig wäre, wenn Alfonso jetzt nen Abgang machen würde, da er ja zum einen bekanntlich unser Navigator war und ich ihn zum anderen dann nicht mehr ausschimpfen könnte, wie er so ne grenzwertige Aktion hier einbauen konnte. In so einem Moment verdrängt man dann halt kurz, dass er das vorher vielleicht ja auch nicht abschätzen konnte. Oder hätte er? Ach egal, wir haben es dann ja hingekriegt und daher war ich mal lieber dankbar als böse 😉 Und wussten danach definitiv, dass der Satz auf dem Hinweisschild – dificultad muy alta – (Schwierigkeitsgrad sehr hoch) sowas von berechtigt war.

„Ich muss die unbedingt warnen!“

Bevor wir wieder abstiegen, sagte Alfonso, er sei nun doch heilfroh, dass wir die Tour nicht andersrum gegangen wären. Denn der Abstieg wäre viel einfacher. War er auch. Nur, deutlich schwieriger als beim Aufstieg war, den Weg zu erkennen. Weil dieser extrem, ich sag euch „extremst“ schlecht markiert war! Junge, ständig mussten wir wieder ein Stück zurück, da wir plötzlich vor undurchdringlichem Gebüsch oder ausgetrocknetem Bachbett standen und keinerlei Wegmarkierung mehr sahen. Bevor wir abstiegen, trafen wir auf zwei junge Leute, die sich anschickten, den Kletterweg abzusteigen, Zwar mit guten Bergschuhen aber ohne Seil und oben ohne, zumindest der männliche Part 😉 Daraufhin Alfonso: „Ich muss die warnen“. Ihr kennt ihn ja, extrem hilfsbereit, der Junge. Er ruft also rüber: „Ey, Español, English, Deutsch? Please don’t go this way!!!“. Der junge Mann darauf: „Do simma vorhin aufa kimma“. Ich: „Wir auch. Aber da willst ja wohl net im Ernst wieder runter …oder habt ihr ein Kletterseil?“.

Wäre dies der Fall gewesen, hätte sich dieses im Rucksack seiner Partnerin befinden müssen, denn er hatte keinen auf. Hat halt nicht jeder so‘n Gentlemanliken Ehemann wie meinen Alfonso, der heldenhaft bei jeder Tour das meiste Gewicht trägt, um den Rücken seiner armen Maria nicht zu schonen 😘 Er: „Nee, leider net. Aber der andere Weg ist echt weit und wir sind davor auch schon auf dem da (deutete auf einen Berg neben uns) gewesen.“ Alfonso zeigte ihm dann auf seinem Handy (die hatten wohl keins) den alternativen Rückweg. Die zwei diskutierten noch bisschen (stammten aus München) und stiefelten dann tatsächlich mit etwas Vorsprung (musste mich mental noch bisschen erholen) auf dem einfacheren Weg davon. Ich hatte noch zur Abschreckung meine Hand extra so positioniert, dass man die Schramme darauf schön sah.

Zur Abwechslung mal Schrammen (Prädikat echte Klettererin) sagt man das so, Angie! mitgenommen statt Lavendelblüten

Alfonso daraufhin: „ Du, ich glaub, die haben wir gerettet“. Ach Alfonso, der Mann rettet halt für sein Leben gern. Alles mögliche. Und öfter auch mal seine Frau 😉

Alfonsoooo! Im Ernst???

Als der Weg schon leicht unübersichtlich wurde, sahen wir die beiden nochmal weiter vorne und Alfonso schrie runter: „Klappt‘s da unten?“ Der Münchner: „Alles gut, nur der Weg durchs Bachbett ist bisschen schwer zu finden“. Wir fanden ihn dort dann schon, doch mussten später öfter korrigieren weil wir sonst die ganz große Runde mit nem Mega Umweg außenrum gegangen wären. Was den beiden Münchnern aber wohl nicht erspart blieb, da wir sie danach nicht mehr sahen. Vielleicht auch besser so. Denn wer weiß, ob sie ihre „Rettung“ auch in Alfonsos Sinne interpretiert hatten oder seinen weisen Rat nicht inzwischen schon verfluchten 🤣 Die Abkürzung war zwar offiziell im Handy drin, doch der Weg nicht mehr markiert, nur ab und zu von paar wenigen Wanderern (nach dem Zeug, das man erst niedertreten musste nach zu urteilen) mit Steinhäufchen versehen worden, die sich manchmal gut versteckten. Mann, ich war noch selten so froh über diese kleinen Dinger, auf die man sich im Allgemeinen auch nicht immer verlassen kann. Doch in diesem Fall Gott sei Dank schon!

In einem Laden, wo allerlei Kunsthandwerk verkauft wurde und der sich im Künstlerdorf Fataga in den Bergen befand, erzählte uns die deutschsprachige Besitzerin, sie lebe bereits seit 36 Jahren auf der Insel. Ich fragte, wie es sie hierher verschlagen hätte und als sie meinte, das interessiere inzwischen keinen mehr, meinte ich: „Mich schon“. Sie war jahrelang in der Tourismusbranche tätig, als diese ihr aber zu ellbogenmäßig wurde, sei sie umgesattelt auf den Verkauf von Kunst und kenne jeden Künstler persönlich. Ein total geschmackvoller Einrichtungsstil mit viel Liebe zum Detail und ausgewähltem Schmuck und Kunstgegenständen zierten dieses kleine Juwel von einem Laden. „Warum nicht da arbeiten, wo die Sonne arbeitet“ war ihr Motto beim Auswandern gewesen. Recht hat die Frau! Reich würde man dabei nicht, aber zum Leben reiche es, meinte sie. Und es lebe sich ganz gut auf Gran Canaria. Das glaubten wir ihr aufs Wort. Nach 3 Wochen hier fühlen wir uns direkt in den Frühling hinein katapultiert. Nur paar Flugstunden von Deutschland entfernt ist es angenehm warm, blüht es und nach 3 Tagen fühlst du bereits diverse positive Veränderungen in Körper und Seele. Das kannst du dir, selbst wenn du es aus eigener Erfahrung weißt, noch in Deutschland fast nicht vorstellen. Daher wird jedesmal wieder unser „Auswanderungs – Gen“ aufs Neue aktiviert. Und die Seele vibriert 🙂 Es bleibt also spannend, darauf kann man sich verlassen! So langsam müssen wir uns jetzt aber wohl wieder auf die arktische Kältewelle, die uns in Deutschland erwarten soll, einstellen. Doch mit unserem aktuellen Spring-Sun-Feeling, das sich tief in unseren Seelentanks manifestiert hat, werden wir das auch noch überstehen …bis dann endlich der Frühling auch nach good old Germany rüberschwappt. Im nächsten Beitrag werde ich allen, die ähnliche Winter -Abkürzungen gen Süden planen oder die einfach noch ein bisschen mehr über Land und Leute erfahren möchten, noch paar Insider Tipps für Gran Canaria verraten.

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Ein Kommentar zu „Und dann bin ich abgestürzt …

  1. Na, da schließen wir uns dem: „Gott sei Dank“, dass alles gut ausgegangen ist, von Herzen gerne an ! Kommt gesund und wirklich bestens erholt zurück  Liebe Grüße EuerOnkel Emmerich

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