Allgemein · Gran Canaria 2023

In den Spuren Salomos

Salomo war ja so‘n richtig schlauer Typ. Wusste ziemlich viel über das Leben im Allgemeinen und kannte wohl auch fast die ganze Flora und Fauna auswendig. Muss die Königin von Saba ziemlich beeindruckt haben, wenn sie extra deswegen die lange Reise nach Jerusalem machte, um sich persönlich von seinen außerordentlichen Fähigkeiten zu überzeugen. Micha alias Alfonso überzeugt ebenfalls zur Zeit mit einem Fachwissen, das ich bisher leicht unterschätzt habe. Da er vor Jahren beim Testen seiner 5 herausragendsten Stärken bei einem Stärken-Coach (unserem ehemaligen Pastor) „Wissbegier“ als Kernkompetenz herausgearbeitet hatte (bei mir war‘s Kommunikation) passt der Fakt, dass er sich seit neustem auch für Pflanzen und Tiere interessiert. Beim Bestimmen der Arten hat er allerdings im Vergleich zu Salomo noch etwas Aufholbedarf. Aber er hat ja auch gerade erst damit angefangen 😉 Und mit dem Merken klappt’s auch noch nicht ganz so, wie er‘s gern hätte. Doch wie heißt es so schön auf schwäbisch: „Mit Geduld und Spucke fängt man eine Mucke“. Mittlerweile ist er im Pflanzenreich, auf den er sich jetzt erstmal im Wesentlichen konzentriert, mit gleich zwei Apps, der „Flora inkognita“ (hat er von mir abgeguckt, ich hab die schon länger) und der „Obsidentify“ unterwegs. Du fotografierst da verschiedene Teile von Pflanze, Busch, Gras, Baum oder was auch immer – möglichst in natürlicher Umgebung – und kriegst dann das Ergebnis (manchmal auch mehrere und musst dann rausfinden, welches die größte Übereinstimmung hat) angezeigt. Inklusive Herkunft, medizinischer Verwendung, Giftigkeit etc. Allerdings braucht man dazu Internet, was bei unseren Expeditionen nicht immer vorhanden ist. Dann musst du halt warten, bis du zuhause bestimmen kannst. Und bis dahin mit deinem/r Wandergenosse/in diskutieren, ob es sich beim fotografierten Exemplar nun um eine Fichte oder Pinie handelt. Ich geb’s zu, Alfonso lag goldrichtig mit seiner Annahme, der Kiefer. Äußerlich nicht so einfach zu unterscheiden, da die Kanarische Kiefer der Pinie durchaus ähnlich sieht.

Dieser Bestimmungs – Umstand verschafft mir unglaubliche Vorteile, da ich dann meiner Sammelleidenschaft deutlich besser nachgehen kann, als wenn wir in alpinem Tempo gehen und ich quasi immer nebenbei im Vorbeigehen verstohlen nen besonderen Stein, ein Kraut oder Lavendelblüten pflücken muss. Musste ich bisher fast heimlich machen, da Alfonso immer meinte, in diesem Tempo kämen wir ja nie den Berg rauf. Solange er fotografiert, bestaunt und erstaunliches Wissen verbreitet, kann ich mich also in Ruhe umgucken und was finden. Und ich finde IMMER was, darauf kann man sich verlassen. Weiß auch nicht warum, aber mir sticht einfach immer was besonders Schönes in‘s Auge, das ich dann mitnehmen muss. Habe mir mittlerweile extra nen Sammelbehälter im Appartement für meine diversen Schätze zugelegt. Inzwischen habe ich aus Platzgründen Fundstücke wie Rucksackgurte, Feuerzeuge, Haken etc. bereits wieder aussortiert, die man zwar alle irgendwie nochmal gebrauchen könnte, die aber definitiv nicht mit nach Deutschland genommen werden können.

Los Azulejos

Gleich bei uns um die Ecke gibt es ein krasses Naturschauspiel, nämlich bunt gefärbte Stellen in den Felsen, die fast wie ein Regenbogen aussehen. Die Farbgebung ist das Ergebnis der Erosion und diverser Einlagerungen. Die grünlich-türkisen Schattierungen sind auf Eisenhydrat zurückzuführen. An den rötlichen Stellen macht sich dagegen Eisenoxid bemerkbar. Die violetten Bereiche zeugen von Basalt, die gelben von Schwefel, wobei allerdings auch der Stand der Sonne das Aussehen beeinflusst. Auch wenn die Assoziation nahe liegen mag, die Bezeichnung »Los Azulejos« für die grün-blaue Felswand kommt NICHT von dem spanischen Wort »azul«, was auf deutsch »blau« bedeutet. Vielmehr bezeichnete »Los Azujelos« auf der iberischen Halbinsel ursprünglich spezielle, blau bemalte Keramikfliesen.

Eigentlich gibt es ja zwei Gran Canarias

Dieses hier…

Und das hier

Wir bevorzugen eindeutig das letztere. Was ich mir bisher immer unter Gran Canaria vorstellte, war allerdings so wie oben: Hotelburgen und touristisch überbevölkerte Strände. Und ja, natürlich sind auch wir Touristen, jedoch hoffentlich nicht so klischeehaft und mit Achtung vor Land+Leuten. Eher Gast als König. Es gibt auf dieser Insel auch ganz viele wunderschöne Ecken, wo du nen ganzen Tag wanderst und maximal 1-2x auf andere Personen triffst. Richtig, richtig wunderschöööön 😎

Natur versus Kultur

Kultur gibst es beispielsweise in Las Palmas, der Inselhauptstadt ganz viel zu bewundern. Allerdings fühlen Alfonso und ich uns beim City Sight Seeing immer ein bisschen „lost“. Die einzigen Städte, die sogar uns dazu brachten, uns länger in ihnen aufzuhalten, weil sie uns richtig gefielen, waren bisher nur Lissabon und Barcelona. Bei allen anderen merkten wir relativ schnell, dass wir mit der Natur deutlich mehr anfangen können. Warum? Um es runterzubrechen: Kultur ist alles, was von Menschen geschaffen wurde. Natur dagegen, alles was nicht von Menschen geschaffen wurde. Und da der Mensch sich auch nicht selbst erschaffen hat ist er im Grunde auf derselben Ebene wie die Natur. Vielleicht zieht es uns unter anderem daher eindeutig mehr zur Natur als zur Kultur, weil es irgendwie ursprünglicher ist.

Mercado de Vegueta

Um richtig Abstand vom Alltag zu bekommen braucht es schon ne gewisse Zeit. Und weil wir leider keinen Geld-Schei.. haben, buchen wir meist unsere Unterkünfte über Air b&b und verpflegen uns selbst. Einmal pro Urlaub gehen wir meist schon mal essen, um landestypische Köstlichkeiten zu probieren. Aber zum Glück sind weder Alfonso noch ich so richtige Gourmets, für die zu einem schönen Urlaub allabendliches Essengehen dazugehört. Wir können einem schlichten Vesper mit Salat + Gemüse in freier Natur mindestens genau so viel abgewinnen, wie einem feinen Essen im Restaurant, was wir, ehrlich gesagt, wahrscheinlich gar nicht so richtig zu schätzen wissen. Und das daher auch zuhause nur äußerst selten praktizieren. Glaubt ihr nicht? Ist aber so. Und wenn wir mal kulinarische Abwechslung brauchen, dann gibt es ja inzwischen unseren genialen Topf, wo wir überm Feuer unser mitgebrachtes Essen sogar erwärmen können. Wer braucht da schon weiße Tischdeckchen, diverse Vorspeisen, Livemusik, romantische Atmosphäre und teuren Wein wenn man dafür ne geniale Aussicht hoch oben auf einem einsamen Berggipfel haben oder seine Fischsuppe am Strand essen kann… Wenn ich bei diversen Events Dinnermusik mache, reicht es mir absolut, was ich da so auf den Tischen sehe und meist ebenfalls probieren kann. Und jedesmal merke ich, ich brauch es nicht zwingend zum glücklich sein 😉 Natürlich finde ich es toll, wenn mir jemand ein gutes Essen serviert und genieße das selbstverständlich dann auch. Doch wenn Alfonso abends seine alkoholfreie Dose Dorada Bier mit Limone aufmacht, ist er damit mindestens ebenso glücklich als wenn man ihm nen edlen Wein kredenzt. Die Flaschen, die er beim Trollinger Halbmarathon gekriegt oder bei der Arbeit von Kunden geschenkt bekommen hat, stehen oft ewig lang im Keller rum und warten auf ne Gelegenheit, weiterverschenkt zu werden 😉 Auf gesundes Essen legen wir allerdings schon Wert. Zumindest ich 🙂 Daher gibt es bei uns hier z.B. delikate Brötchen aus geröstetem Gofio Mehl. Diese auf dem Gasherd in einer Pfanne zu backen war anfangs gewöhnungsbedürftig, aber durchaus machbar. Geschmacklich sehr lecker, da man die verschiedenen Röstaromen gut rausschmeckt. Es ist reich v.a. an B Vitaminen, Proteinen und Mineralien, Eisen, Kalzium, Magnesium und Zink und wurde daher sogar mit dem höchsten Nutri Score A ausgezeichnet.

Auch im Müsli schmecken 2-3 Esslöffel eingerührtes Gofio Mega lecker!

Zum Handwerk der Guanchen, der indigenen Bevölkerung Gran Canarias, gehörte auch die Herstellung von Gofio – einem Mehl aus Gerste. Die Gerstenkörner wurden in einer Tonschale mithilfe heißer Vulkanasche geröstet. Die gerösteten Körner dann zermahlen. Die Guanchen machten das mit Handmühlen, die sie zuvor aus Lavasteinen angefertigt hatten. Richtig kreative Leute waren das also. Um es zu lagern, wurde das Mehl anschließend mit Wasser (manchmal auch mit Ziegenmilch) verknetet und in einen speziellen Lederbeutel gefüllt.

So wohnen wir hier

Ganz allein in diesem süßen, landestypischen Häuschen umgeben von wunderschöner Natur und weit weg von allen touristischen Gebieten. Was man auch daran merkt, dass hier vorwiegend Spanisch gesprochen wird.

Ehre Gott und genieße das Leben, ganz auf deine Art. Für manche heißt das, möglichst viel Kultur zu entdecken, für andere wiederum, möglichst viel an unberührter Natur. Die einen lieben aufwändig zubereitetes Essen, andere bevorzugen eher schlichtes. Manch einer liegt am liebsten zuhause im eigenen Garten, der andere braucht das Reisen, um sich lebendig zu fühlen. Der eine zieht Kraft daraus, sich mit anderen zu beschäftigen, der andere bezieht seine Energie aus der Stille. Mach, was auch immer dir gut tut – aber mach es! Denn was DIR gut tut, wird sich automatisch auch auf dein UMFELD auswirken. Also nicht nur du hast dann mehr davon, auch andere. Ich habe wie viele aus meiner Generation auch den Ansatz verinnerlicht bekommen, dass man unter keinen Umständen zuerst an sich selbst denken soll. Denn das wäre oberegoistisch etc. Aber je länger ich am Leben bin, desto mehr kapiere ich, dass du langfristig nur geben kannst, wenn du ausgeglichen bist und dir auch ausreichend Zeit nimmst, dich, deine Beziehungen und deine Lebensumstände etc. vor Gott zu reflektieren. Und dafür sorgst, dass du oft genug das machen kannst, was dir gut tut. Also, genieße dein Leben, denn das ist absolut okay. Und vielleicht bedeutender als manches, das du bisher in gutem Glauben, es sei das einzig Richtige, in vermeintlich selbstloser Haltung für andere getan hast. Das Problem dabei: Langfristig kannst du irgendwann dein Selbst dabei tatsächlich los werden. Und nicht mehr wissen, bin das jetzt eigentlich ich oder ist das lediglich die Darstellung von mir, die ich selbst erschaffen habe?

Damit ist keinesfalls gemeint, dass sich alle nur noch um sich selbst drehen sollen. Vielmehr, sich ausreichend Zeit zu nehmen, darüber nachzudenken, was man denn gerade alles so macht, ob man das auch wirklich aus tiefstem Herzen will, wo man noch hin möchte und wie Gott das alles so sieht. Und manchmal macht‘s dann klick – und man hat wieder was kapiert. Sofern man was kapieren will, natürlich. Allerdings sollte man‘s auch nicht Übertreiben mit dem Nachdenken, denn alles hat schließen seine Zeit. Zeit zum Arbeiten, Zeit zum Innehalten, Zeit zum Investieren, Zeit zum Reflektieren, Zeit zum Lachen, Zeit zum Weinen. Schön die Balance halten mein Lieber, immer schöööön die Balance, dann klappt das mit einem ausgeglichenen Leben 🤗🤗🤗🤗🤗🤗🤗🤗🤗🤗🤗🤗🤗🤗🤗🤗🤗

„Wenn du zu viel über deine Fehler nachdenkst, verlierst du den Respekt vor dir selbst“. (Joyce Meyer)

Im nächsten Beitrag geht es darum, wie du auch im gewöhnlichen Alltag sogenannte Micro Abenteuer à la Christo Förster einbauen kannst. Und das wird äußerst spannend, soviel kann ich jetzt schon verraten, denn Alfonso hat da ganz großartige Ideen entwickelt 😉

Werbung

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s