Eheleben · Gran Canaria 2023 · Wandern

Never Go Back – oder manchmal lieber doch?

Wir wandern ja echt gern. Mega gern. Wenn du so abseits der Zivilisation bist und irgendwo hoch droben (übrigens ich korrigiere, wir sind nicht auf der Ost – sondern auf der Westseite der Insel 🙂 dann ist da die Welt einfach noch in Ordnung. Und ich merke, dass ich im Gegensatz zu früher, wo ich meist jemand um mich rum brauchte, um mich richtig wohl fühlen zu können, die Abwesenheit anderer immer mehr genieße. Vor allem draußen in der Natur. Ich bin echt voll gern ganz allein dort oder vielleicht noch mit ein paar wenigen meiner Lieblingsmenschen. Hat sowas total Beruhigendes, du kommst mehr und mehr mit deinem Inneren in Kontakt und verschmilzt irgendwann fast mit deiner Umgebung. Wenn nur Vögel zwitschern, der Wind rauscht und du ganz tief in die Ruhe der Natur eintauchst, dann macht das auch mit deinem Geist was Meditatives. Und du merkst erst, wie schön es sein kann, so ganz ohne jede Ablenkung von außen. Irgendwann ist dann aber wieder gut und dann freust du dich auch wieder auf Begegnungen mit anderen. Klar, fühle ich mich durch andere Menschen auch bereichert und mag es, ihnen ebenfalls was von mir geben zu können. Aber Zeiten, in denen keiner was von mir will und wo ich einfach nur da sein und den Augenblick genießen darf, sind einfach genial und für meine Seele mittlerweile unverzichtbar. Das kann durchaus schonmal paar Wochen dauern. Es wird mir dabei auch nie langweilig, denn da entwickeln sich oft die allerbesten Ideen und Projekte.

Als unser Weg bei der letzten Tour allerdings immer schwieriger wurde, wir irgendwann an eine Stelle kamen, wo man über Geröll an der Bergkante entlang hätte robben müssen weil es auf der anderen Seite krass steil runterging und wir Karabinerhaken für Kletterseile sahen, fragte Alfonso plötzlich: „Sollen wir vielleicht lieber wieder zurück?“ Ich glaubte echt, mich verhört zu haben. Denn ein Mann wie Alfonso geht NIE aber auch GAR NIE – wenn es sich irgendwie vermeiden läßt – den gleichen Weg wieder zurück. Das wissen wir ja bereits. Die Lage musste also sehr ernst sein! Ich hatte mich schon gefragt, ob er jetzt gleich noch ein Seil aus seinem Rucksack zaubern würde oder so. Aber um dieses müsse er seine Grundausrüstung erst noch erweitern, meinte er ernst. Ich muss zugeben, dass ich dann tatsächlich doch auch mal froh war, als wir dann umkehrten und irgendwann wieder erste Zeichen der Zivilisation entdeckten, da die berechnete Zeit für den Rückweg so nicht ganz eingehalten werden konnte. Und in der Dämmerung auf einem Berg mit viel Geröll rumlatschen, da hört selbst bei mir die Naturbegeisterung auf. Denn was du nicht von ganzem Herzen willst, das erlebst du meist in dem Moment auch nicht wirklich als Abenteuer. Konzentration statt Meditation – nicht ganz meins. Wir schafften es dann Gott sei Dank aber gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit nach unten. Fazit: Manchmal ist „Go back“ einfach doch die bessere Lösung.

Hoch oder runter, dazwischen gibt‘s nix

Die Wanderung zum berühmten Güi Güi Strand ist einzigartig. Diesen Strand kann man nur erreichen, indem man ne gute Stunde einen krass steilen Berg hochkraxelt und wenn man dann oben ist, nochmal ne gute Stunde extrem steil wieder runter wandert. Oben gibt‘s kein größeres Aussichts Plateau oder sowas, nein, es geht SOFORT wieder runter. Wer die Aussicht genießen möchte, kann sich auf dem schmalen Grat höchstens auf ein paar Steine setzen. Wenn du fast oben bist, total verschwitzt und ganz schön fertig, siehst du ne kleine Lücke, die erahnen läßt, dass es ab da auf der anderen Seite wieder abwärts geht. Junge, das ist sooo spannend, wenn man da ganz kurz davor steht und denkt: Was kommt jetzt??? Hat sich der schwierige Aufstieg gelohnt?? Ich probierte, Alfonso davon zu überzeugen, beim Aufstieg möglichst nichts mit mir zu reden. Ich wollte nämlich meine neu gewonnene Erkenntnis über Sauerstoffaufnahme, die auch bei körperlich anstrengender Belastung ausschließlich über die Nasenatmung erfolgt, testen. Soll die Kondition angeblich deutlich steigern. Alfonso meinte, sei von ihm aus völlig unproblematisch. Er glaube jedoch, das Problem sei eher woanders beheimatet. Sprich, ich könne meine Klappe doch eh nie und nimmer bis ganz oben halten. Aber es klappte … fast…mit der Klappe 🙂 Ich sagte nur was, als ich nen Schluck trinken wollte und mal Pipi musste.

Evie + Sonne – passt!

Als ich dies folgendermaßen formulierte: „Stopp mal, ich muss kurz in die Kakteen gehn“ lachte er sich halb schlapp. Weiß auch nicht, wieso, ich finde das tausendmal besser als „Ich muss mal austreten“ oder? Hab mich schon immer gefragt, woher dieser seltsame Spruch kommt. Hat da mal einer im Dunkeln angehalten, um zu pinkeln, nicht bemerkt, dass er auf ner Brücke stand, dann nen Tritt gemacht, ist abgestürzt – und aus war‘s? Wie auch immer, die Aussicht ins Tal war einfach nur genial! So viel Grün ließ darauf schließen, dass es hier öfter regnet als in Andalusien, wo es viel mehr unbewachsene Felsen gibt. Da kriegte sogar Alfonso richtige Frühlingsgefühle!

Er fühlte sich fast wie im Auenland von „Herr der Ringe“. Wir mussten uns nur tierisch konzentrieren, um nicht versehentlich abzustürzen. Ging ganz schön steil den Abhang runter neben dem schmalen Wanderpfad, also immer schön schauen, wohin man seine Füße setzte.

Unten angekommen befand sich ein schmales Stück Strand. Leider mal wieder „ohne Textilzwang“. Gott sei Dank waren dann wenigstens alle „Zwanglosen“ auf der rechten Seite des Strands unter sich 😉 Alfonso machte ein kleines Feuerchen und wir genossen unsere Nudeln mit Tomatensauce wie in einem vornehmen Restaurant: Nämlich WARM!

An diesem einsamen Strand wohnen auch 3 kleine Kätzchen, die Alfonso anhimmelten, was das Zeug hielt…

Dieser Konkurrenz musste ich schon was entgegensetzen 😉 Bei Alfonso – oder nennen wir ihn zur Abwechslung halt mal Micha – kann man mit Tortellini in selbst kreierten Saucen Gott sei Dank immer ziemlich gut punkten 😉

Apropos Alfonso: Der ist mittlerweile unter die Botaniker gegangen. Mit seiner neuen Entdeckung, der „Obsidentify“ App, bestimmt er jetzt alles, was ihm unter die Finger kommt. Ganz egal ob Pflanze, Blume oder Baum. Wie’s dazu kam, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.

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