
Wenn Farbe in’s Leben kommt
Der Februar. Immer der Februar. Der ist einfach am schlimmsten. Und dass uns zudem Mama genau in diesem Monat letztes Jahr verlassen hat, macht es auch nicht besser. Sie konnte dem Februar übrigens auch nie was abgewinnen. Du hältst durch und durch und durch …aber irgendwann ist einfach mal gut mit kalt, feucht, farblos und windig. Da hilft auch Eisbaden auf die Dauer nicht mehr so gut. Du hast einfach die Nase gestrichen voll und Bock auf endlich wieder mal paar Tage am Stück Sonne, blauen Himmel, Farben, summende Bienen. Und Wärme. WÄÄÄÄRME! Nicht nur IM Haus (was die Energiekrise einem ja auch schon schwer genug macht) sondern auch AUSSERHALB des Hauses. Und wenn die Wärme nicht zu mir kommt, dann geh ich halt zu ihr. Da Andalusien letztes Jahr ziemlich vom CALIMA heimgesucht wurde und es da auch öfter bewölkt war, probieren wir diesmal Gran Canaria aus. Es ist so krass, wenn du mit warmer Jacke mitten in der Nacht bibbernd ins Auto steigst, um zum Flughafen zu fahren und dann nach der Landung sofort alles mögliche von dir wirfst, sobald du aus dem Flieger steigst. Nur ganze VIER Stunden später! Wir machen das ja nicht zum ersten Mal so und waren daher zweckmäßig im Zwiebel-Look gekleidet (wie im Naturkindi) aber es ist trotzdem jedesmal ne Riesen Freude und zuvor kaum vorstellbar, wenn du plötzlich im T-Shirt rumlaufen kannst und angenehme 20 Grad deine Haut umschmeicheln. Es kommt dir so vor, als hättest du im Fotoalbum gerade eben noch ein schwarz – weiß Foto von Deutschland angeguckt, blätterst dann einfach ne Seite weiter und da gibt es plötzlich alles in Farbe. Natürlich war die Schlange bei den Mietwagen von Goldcar am längsten weil der Preis am günstigsten 😉 Doch der beste Ehemann von allen stellte sich geduldig an …ich musste schließlich das Gepäck im Auge behalten.

Pack dich Abends besser gut ein
Auch wenn es tagsüber in La Aldea de San Nicolás schön warm ist, abends und nachts wird’s frisch. Das solltest du unbedingt bedenken, falls du mal im Winter nach Gran Canaria fliegst. Immer schön noch paar warme Sachen einpacken, denn die Canarios haben in ihren Häusern keine Heizungen. Nur Klimaanlagen. Süd Spanier übrigens genauso wenig. Da kann es schonmal vorkommen, dass du in die Ferreteria (Baumarkt) schlappen musst, um dir nen Heizstrahler für 19€ zuzulegen, damit dir, wenn du abends auf dem Sofa sitzt und deinen Blog schreibst, nicht kühl wird. Der Strahler muss natürlich irgendwie später auch wieder mit nach good old Germany. Alfonso wird da schon noch was Geniales einfallen, wie ich ihn kenne 😉

Bienen können ganz schön fies sein
Am ersten Tag wandert der beste Ehemann, manchmal auch Alfonso genannt, so vor mir her, als plötzlich unvermittelt ein Schrei ertönt: „Scheisse…. Ich hab’s doch gewusst, nichts wie weg hier!!“. Ich sehe, wie Alfonso sich plötzlich mit der Hand auf den Nacken schlägt und wie ein Irrer panisch losrennt. Ich denke nur: „Keine Ahnung, irgendwie scheint plötzlich unmittelbar Gefahr im Verzug zu sein“ und renne ihm natürlich hinterher. Die soll ja dem Manne untertan sein oder so ähnlich…Doch nun ist es so, dass Alfonso ein bestens trainierter Triathlet ist, der täglich und bei JEDEM Wetter 15 Km zur Arbeit und wieder zurück radelt oder joggt. Und auch ganz gern mal nen Umweg über Neckarsulm nimmt, womit wir dann bei 27 Km wären, Ich dagegen bin eine eher durchschnittlich trainierte Dame (okay, für meine Alter vielleicht noch ganz okay in Form), aber aktuell leider noch mit nem aus der Heimat mitgebrachten Schnupfen verseucht. Sprich, meine Kondition sagte nach fünf Schritten bergauf Gerenne: „Die Ursache für Alfonsos Panik – Attacke kann eigentlich nur ne Biene sein und daher ist jetzt Schluss mit rennen!“. Ich schloss das aus neben dem Wanderweg stehenden Kästen und dem Summen, das davon ausging. Und ja, ab und an flog auch mal ne Biene vor, hinter oder neben mir her. Also beschloss ich, stattdessen meiner aktuellen Kondition entsprechend einfach zügig und sehr SELBSTBEWUSST wirkend weiterzugehen. Warum? Weil sich das bei Bienen vielleicht ja genauso wie bei Hunden verhielt, die sofort spüren, wenn man Schiss vor ihnen hat. Man konnte ja nie wissen. Und – es wirkte. Keine einzige Biene traute sich, diese Frau, die da erhobenen Hauptes den Pfad entlang Schritt, zu pieksen. Vielleicht hatten sie auch nur Mitleid, mir doch egal. Oder pieksten vorzugsweise durchtrainierte Männer im besten Alter 😉 Als ich den Gestochenen schließlich erreichte, war er noch am Leben, immerhin. Und die freche Biene hatte sogar ihren Stachel wieder mitgenommen und nicht wie üblich in der Haut stecken lassen. Man sah nur einen kleinen roten Fleck, also nur wenig verspritztes Bienen-Gift. Gott sei Dank! Denn ohne diesen Mann mit Navi im Handy und Plan der Tour im Kopf, wäre ich doch NIE WIEDER den Berg runter gekommen. Er war dann aber seeehr tapfer, nachdem ich ihm glaubhaft versichern konnte, dass mittlerweile höchstwahrscheinlich kein anaphylaktischer Schock mehr zu erwarten sei und er das Ganze somit ziemlich sicher überleben würde 😉

Jetzt ist aber gut, Alfonso!

Am dritten Tag hatte Alfonso die Hupe unseres Flitzers entdeckt. Seitdem hupt er gewissenhaft vor jeder aber wirklich JEDER einzelnen Kurve. Zirka 2-4 mal. Das ist hier zwar durchaus berechtigt, da wir uns schließlich in La Aldea de San Nicolás befinden, einem verschlafenen Nest, fernab vom Tourismus, in den Bergen und auf der Ostseite der Insel gelegen. Die Strassen sind eng und schlängeln sich in unübersichtlichen Serpentinen durch die Berge. Doch Alfonso reizt diese Tatsache glaube ich schon etwas übertrieben aus. Letztens wollte er sogar von mir wissen, welchen Song-Titel er da eben rhythmisch gehupt habe. Geht‘s noch? Wenn dieses Horn den Geist aufgibt, dann weiß ich nicht, ob die Versicherung sowas auch abdeckt, mein Lieber! In Deutschland käme man ja so gut wie nie in diesen Genuss, da dort immer gleich alle infarktgefährdet wären, wenn man nur mal eben kurz seine Fahrrad Klingel betätige, meinte er unschuldig. Sprachs – und hupte gleich wieder fröhlich los. „Alfonso – jetzt ist aber mal gut!“. Diesen Spruch muss er sich jetzt halt regelmäßig anhören. Vor allem dann, wenn er beispielsweise hupt, weil ihm ein Mega frecher Lieferwagen hinten an der Stoßstange klebt und drückt, was das Zeug hält. Auf meinen vorsichtigen Einwand hin, ob in diesem Fall denn nicht eher der Lieferwagen Recht auf Hupe hätte, weil wir ihm zu langsam seien, meinte Alfonso nur ganz trocken: „Wer hier hupt, bestimme immer noch ich!“ 🤣


Chicks – Talk
Gegenüber von unserem Appartement befindet sich ein kleiner Hühnerstall. Jeden Morgen beim Frühstück auf der Terrasse können wir eine alte Dame mit schickem Hut dabei beobachten, wie sie ihre kleinen Lieblinge füttert. Gestern ist doch glatt eins ausgebüxt als sie gerade frisches Futter reinstellen wollte. Junge, hat die Gute das arme Hühnchen zusammengeschissen. Dann packte sie es mit einer Hand an beiden Beinen und mit der anderen holte sie aus und „Klatsch“ gab‘s mit Schmackes eins hinten auf den Popo. Spanische Omis sind anscheinen nicht gerade zimperlich, was Hühner-Pädagogik betrifft. Wenn sie den Stall dann fein säuberlich abgefegt hat und alles erledigt ist, hält sie mit ihren Hühner – Ladies (sind alles nur Frauen, es kräht kein Hahn) immer noch ein Schwätzchen. Dann steht sie ne ganze Weile davor und sie unterhalten sich entspannt. Quasi von Chick zu Chick. Herrlich! Besser kann Frühstücksfernsehen echt nicht sein.

Liebe Eva, sehr nett geschrieben! Wir gönnen Euch den Urlaub von Herzen. Wie lange bleibt ihr? Bleibt gesund und kommt gut zurück,mit herzlichen Grüßen auch an „Alfonso“ EuerEmmerich
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Am liebsten für immer 😉 Dafür hab ich momentan aber leider noch den falschen Beruf 🙂 Micha und ich müssen am 1.März wieder arbeiten.
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