Ligurien 2021 · Urlaub

Einsam – aber nicht allein (Ligurien Teil 3)

Pizza, alkoholfreies Bier, Senora Luisa und ein Handkuss

Pizza in Italia ist nicht gleich Pizza bei Luisa. Diese 80-jährige Dame, welche die nach ihr benannte Pizzeria vor 45 Jahren eröffnet hatte, spaziert nicht nur jeden Abend zwischen den Gästen umher und rückt hier und da ein Glas zurecht oder zupft eine Tischdecke ins Lot, sondern bietet auch kulinarischen Genuss allererster Sahne! Das Geheimrezept, das einer Pizza oder gegrilltem Gemüse ein so einzigartiges Aroma beschert, welches einem lediglich beim dran Denken schon wieder das Wasser im Mund zusammenlaufen läßt, muss irgendwie mit dem hauseigenen Olivenöl zusammenhängen. Denn wenn du lediglich dieses aufs Brot träufeltest, war das bereits der reine Wahnsinn, sooo lecker!

Micha fragte nach alkoholfreiem Weizenbier, worauf die hübsche junge Kellnerin in figurbetontem Jeansdress (Italienerinnen nehmen anscheinend nie zu) erwiderte, das gäbe es leider nicht. Begründung: „Wir lieben hier Alkohol“. Aha, dann trank der Fahrer eben eine Cola. Dass Luisa, elegant gestylt und geschminkt, jedoch auch eine krasse Autorität und viel Temperament besaß, also nicht nur würdevoll rumspazieren und hier und da ein Wörtchen mit den Gästen wechseln konnte, erlebten wir hautnah mit. Einen alten Mann, der von Tisch zu Tisch ging und neben den Gästen eine Karte (wahrscheinlich mit seiner Geschichte und der Bitte um Geld drauf) auf dem Tisch platzierte, verscheuchte sie energisch, in dem sie etwas auf italienisch zischte, in die Hände klatschte und ihn mit entsprechender Handbewegung vor sich herscheuchte, wie man das eher bei einem frechen Hund als bei nem Menschen machen würde. Er murmelte daraufhin irgendwas mit: „Piano, piano …“ Was wahrscheinlich sowas hieß wie: „Langsam, langsam blöde Zicke, ein alter Mann ist doch kein D-Zug“. Tja, mit italienischen Senoras ist definitiv nicht zu spaßen, schon gar nicht wenn sie 80 Jahre alt (Micha hatte sie nach ihrem Alter gefragt, der kann sowas ;-)) und Restaurantbosse sind.

Abends geht auf der Plaza in Lerici echt was ab. Da kann man stundenlang dem Treiben zugucken und es wird einem nicht langweilig. Als wir dann irgendwann doch los mussten, verabschiedete uns die graziöse Kellnerin, die uns bedient hatte, mit „Mille Grazie!“ und – wie süß – einem Handkuss. Wegen solcher Sachen und wegen der Sonne natürlich machen wir so gern im Süden Urlaub. Wir waren auch schon mal in Norwegen, Dänemark, Holland, Schottland, der Schweiz, USA, Canada, Österreich oder England. Aber das ist schon Urzeiten her, quasi in einem anderen Leben. Da war‘s zwar auch ganz nett, keine Frage – selbst im bayrischen Wald kann‘s nett sein – doch der Süden Europas ist und bleibt halt der Süden. Mit Ländern, in denen nicht nur die Zitronen blühn und wo es nach Thymian, Rosmarin und Salbei duftet, sondern auch die Mentalität von derselben positiven Intensität ist wie die Wärme und das Licht der dort meistens scheinenden Sonne.

Wo man problemlos täglich vor dem Frühstück im Tanktop joggen und in den Pool springen kann ohne zu frieren. Nach so nem Jogg – Swim bin selbst ICH morgens erträglich. Sogar VOR dem Frühstück – ganz ohne Koffein! Der Trick ist wahrscheinlich die Kombi aus Kreislaufankurbelung und Betriebssystemabkühlung. Bin dann sowas von erfrischt und klar im Kopf im Gegensatz zu sonst, wo ich ungefrühstückt meistens wie ne Geistesgestörte durch die Gegend torkle, Wortfindungsstörungen habe und menschenleere Zonen bevorzuge. Und wo die Rückverwandlung in „Frau mit Hirn“ deutlich länger dauert. Könnte ein Grund mehr sein, auch für meine Familie, mediterranen Urlaub zu bevorzugen 😉

Nachtrag

Beim letzten Run am Abreisetag hat es Frau Sturm voll auf die Fresse gehauen. Das heisst, Gott sei Dank nur aufs Knie und die Handballen, mit denen ich mich abgefangen habe (meine Hände sahen aus, als ob ich gekreuzigt worden wäre). Ich joggte auf einem Schotterweg und es passierte schön auf der Geraden. Wollte halt ein bisschen flotter sein als sonst, damit es beim Packen danach zeitlich nicht zu eng werden würde. Das war VOR dem Frühstück und VOR dem Pool wohlgemerkt, wo ich, wie gesagt, noch relativ hirnlos bin. Ergebnis: ordentliche Schürfwunden am Knie, Oberschenkel und an beiden Handballen, dort sogar mit dekorativ platzierten kleinen Steinchen unter der Haut. Sah schon irgendwie interessant aus. Bin sofort wieder aufgestanden und hab erstmal geschaut, ob’s keiner gesehen hat und dann so getan, als ob nix wäre (für den Fall dass es doch jemand beobachtet hat). Danach hinter die nächste Kurve gejoggt, um erstmal das ganze Ausmaß zu begutachten. In der Kita fragten mich später die Kids: „Hast du geweint?“ Nee, hab ich nicht, logo. Stattdessen aber auf die blöde Ersatzhandlung zurückgegriffen, die für Erwachsene ganz typisch ist: so zu tun nämlich, als wär nix passiert und hoffen, dass es bloß keiner gesehen hat. Voll bescheuert, eigentlich. Man kann doch nix dafür, wenns einen hinhaut. Okay, es war auf der Schnurgeraden, wo man auf Schotter aber durchaus schonmal ausrutschen kann. Wenn ich das bei jemandem sehe, denke ich doch auch nicht: „Ui, der/die ist wohl zu blöd zum Laufen oder was?“ sondern wäge allenfalls vorsichtig ab, ob eventuell meine Hilfe gefragt sein könnte. Daher schreibe ich’s jetzt quasi als „therapeutische Übung“ hier rein, dass sowas nicht verschämt vertuscht werden muss 😉 Habe die Joggingrunde dann trotzdem durchgezogen, hoffend, dass es durch die Bewegung nicht noch mehr bluten würde. Hielt sich aber zum Glück in Grenzen, war ausreichend, das Knie alle paar Minuten beim Laufen kurz mit nem Taschentuch abzutupfen (sicher ein kurioser Anblick). Ein Wunder, dass es mich nicht gleich nochmal gelegt hat 🙂 Ich sprang danach gleich zum Desinfizieren in den kühlen Salzwasser Pool, was die Blutung stoppte und anhand der Stärke auf der Brenn – Skala wohl auch sehr effektiv war. Vor allem auch, da meine letzte Tetanusimpfung bestimmt über 30 Jahre her ist. Zumindest kontrolliert das noch keiner. Bisher. Der positive Nebeneffekt des Ganzen: So DERMAßEN wach vorm Frühstück war ich noch nie im Leben! Und wenn man sich Kokosöl auf ne offene, oberflächliche Schürfwunde schmiert, kann man sich meist Pflaster/Verband sparen. Weiss ich auch erst, seit ich‘s ner spontanen Eingebung folgend gemacht habe. Man lernt also wohl nie aus!

Reißt euch zusammen, Leute!

Von einem Bekannten hörte ich letztens, dass sich jemand, der sich selbst als Impfgegner bezeichnen würde, mit seinen Eltern total verkracht hat, weil sie sich impfen ließen. Die waren wohl zunächst sehr skeptisch und hatten lange damit gewartet, machten es dann aber eben, weil sie fürchteten, ansonsten gedisst zu werden und gewisse Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Normalerweise hört man eher, dass Leute einen Hals auf die haben, die sich NICHT impfen lassen möchten, egal aus welchem Grund (dafür interessiert sich ja so gut wie keiner). Im Gegensatz zur Verbreitung der Argumente, für die man sich quasi Bitteschön zu interessieren hat, warum es tunlichst besser jeder täte. Das finde ich tragisch und es zeigt, dass aktuell leider viele Leute sehr empathielos geworden sind. Doch dass jemand – ganz egal ob er nun Impfbefürworter oder Impfgegner ist – sich wegen so einer Sache mit der Familie so verkracht, dass man kein Wort mehr miteinander spricht, ist zutiefst verstörend und macht traurig. Lasst uns doch ein Zeichen setzen und aufhören, einander verurteilen oder erziehen zu wollen. Lassen wir doch einfach öffentliche Posts von anders eingestellten Leuten einfach unkommentiert und hören auf zu glauben, dass wir unseren Senf unbedingt immer dazugeben müssen. Jeder darf doch seine Sichtweise so vertreten oder Aufrufe und Appelle wie und wo auch immer machen, wie er persönlich es für richtig hält. Es gibt sie nämlich NICHT, die Generalverantwortung für die Gesamtgesellschaft, die von einzelnen Personen wahrzunehmen wäre, welche keinerlei Entscheidungsbefugnis besitzen, sich jedoch zur persönlichen Einflussnahme berufen fühlen. Diese selbsternannten Influencer richten oft mehr Schaden an, als sie denken. Und tragen sicher nicht zum Erhalt des Zusammenhalts bei. Leider. Auch wenn manche es vielleicht sogar gut meinen. Es geht bei solchen Themen auch nicht um eine Vorbildfunktion. Ja, ehrlich nicht. Ich finde, Gesundheitsvorsorge / Selbstfürsorge ist nach wie vor Sache jedes einzelnen, auch wenn alle von der Pandemie sind.. Dieses „alle“ besteht nämlich aus Individuen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und denen daher auch unterschiedliche Verhaltensweisen zugestanden werden sollten. Allgemeines Beschweren, ab und zu ok, über Leute, die Regierung, was weiß ich, im Sinne von Luft machen. Doch sich persönlich anzugehen und gegenseitig den Verstand oder was auch immer abzusprechen, geht eindeutig zu weit! Eines steht fest: An der Himmelspforte wird es später definitiv weder heißen „Zutritt nur mit gültigem Impfpass“ noch „Kein Zutritt für Geimpfte“. Also sollten wir doch wohl in der Lage sein, uns bereits hier auf Erden mehr in Wohlwollen und Akzeptanz zu üben, statt uns gegenseitig fertig zu machen. Meiner Meinung nach ist daher die Frage nach einer Impfung ein ebensolches No-Go wie die danach, welche politische Partei man wählt (Family + gute Freunde mal ausgenommen). Obwohl ich sonst ein sehr offener Mensch bin. Ich jedenfalls bin für die Einführung/Wahrung des Impfgeheimnisses. Würde uns einen Haufen Ärger ersparen. Ich beherzige da schon lieber den Rat von Kollege Jimmi Love: „Don‘t worry, just let God do it. He‚ll always show you what’s next“. That’s why: Reißen wir uns doch zusammen, sind nett zueinander! Und erlauben weder einer Maßnahme, Einstellung, Argumentationsform oder persönlichen Angst, unsere Beziehungen zu gefährden!

Das Geheimnis von Wild Swimming

Ein Zitat aus einem Blog, auf den ich letztens zufällig gestoßen bin, als ich unbedingt endlich mal rausfinden wollte, warum das Schwimmen in freier Natur so positiv auf mich wirkt. „Was, wenn man Kälte erwartet und Kälte bekommt? Was, wenn man sich nicht dagegen wehrt, sondern die Kälte zulässt? Was, wenn man sich ihr ganz ergeben kann, weil man weiß, dass der Schock nachlassen und in eine tiefe Ruhe übergehen wird? Was, wenn man nicht mehr und nicht weniger erwartet, als dass es schwierig werden wird, und danach wieder leichter? Das ist noch die am tiefsten gegriffene Erwartung, die man beim Wild Swimming haben kann. Denn bei mir wurde es danach nicht nur „leichter“, sondern: großartig. Noch Stunden danach fühlte ich mich euphorisch und irgendwie – beschenkt. Als hätte man einen Teil von sich zurück bekommen, den man vorher verloren hat; als hätte sich einem die Großartigkeit des Lebens jetzt erst offenbart.“ Blog: understandingly.. DA hatte ich es schwarz auf weiß. Doch diese Dame sprach vom Schwimmen in kaltem Wasser, sehr kaltem Wasser. Auch im November, Dezember und so. Allerdings meinte sie nicht das sogenannte Eisschwimmen, das sei dann selbst ihr zu kalt (haben inzwischen persönlichen Kontakt). Also das wird mein nächstes Projekt, bei dem ich tierisch gespannt bin, wie’s läuft. Ein bisschen mehr Euphorie kann nie schaden, vor allem nicht im Winter. Ich werde dann zu gegebener Zeit von meinen Ergebnissen berichten. Falls – ich überlebe 😉

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